Die Politik ist bemüht, Atomkraft auch weiterhin zur Energiegewinnung zu nutzen. Das wirft natürlich auch wissenschaftliche bzw. sicherheitsrelevante Fragen auf. Sind die Reaktoren auch nach einer Laufzeit von 40, 60 oder sogar 80 Jahren sicher? Das Ergebnis kann sich eigentlich sehen lassen. Dennoch mehreren sich die kritischen Stimmen, auch zum Thema Lagerung von Atommüll.
Forschung mit dem EU-Projekt „Longlife“
Bislang ist nicht ganz geklärt, was passiert, wenn die Atomkraftwerke länger als eigentlich vorgesehen in Betrieb bleiben. Man befürchtet zunehmende Materialermüdung sowie kleinere und größere Störfälle. Um dieser Frage nachzugehen, wurde ein Forschungsprojekt der EU eingerichtet. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Atom-Experten aus Dresden-Rossendorf. Die Forschungen von „Longlife“ konzentrieren sich zunächst auf den Reaktor-Druckbehälter bzw. dessen Hülle aus robustem Stahl. In diesen Stahlbehältern findet die eigentliche Kernspaltung statt, bei der kontinuierlich und in gesteuerten Kettenreaktionen Wärme und Energie freigesetzt werden.
Solang der Atommeiler in Betrieb ist, ist diese Stahlhülle, die sozusagen das Herz der Energiegewinnung darstellt, an der Innenseite der Strahlung von überaus energiereichen Neutronen ausgesetzt. Dadurch kann es im Laufe der Zeit zu Materialermüdung und Sprödigkeit kommen. In der Folge sinkt die Belastbarkeit des Materials. Um dem entgegen zu wirken, sind die Behälter mit besonderen Legierungen ausgekleidet. Diese Legierungen sind nun Gegenstand der Forschungen.
Optimismus bei den Forschern
Die Wissenschaftler führen eine ganze Reihe von Tests durch und greifen dabei auf eine große Menge an Vergleichsproben zurück. Allerdings hat sich bislang kein negatives Ergebnis gezeigt. Die für die deutschen Atomkraftwerke verwendeten Materialien halten den Belastungen laut Studie auch über eine lange Zeit hinweg stand. Man arbeitet nun an geeigneten Kontrollmethoden, um rechtzeitig einschreiten zu können, falls es nötig sein sollte. Es gibt durchaus Methoden, die den Folgen der Neutronenbestrahlung entgegenwirken können.
Widerstand gegen die Verlängerung der Laufzeit
Kritische Stimmen, die besagen, dass die Atommeiler bzw. das Material nicht für lange Betriebszeiten ausgelegt sind, gibt es aber trotzdem. Grundsätzlich gilt, dass Atomreaktoren mit dem Alter anfälliger für Störungen werden. Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf den Atommüll: Die Kapazitäten der Zwischenlager sind aufgebraucht. Zudem führen Kritiker an, dass durch die längeren Laufzeiten die erneuerbare Energie einen schweren Rückschlag hinnehmen muss.