Das Bundeskartellamt führte eine sogenannte Sektorstudie durch und untersuchte dabei die Marktmacht der Stromkonzerne. Insgesamt wurden 80 Unternehmen mit einbezogen, die circa 90 Prozent des Stroms in Deutschland produzieren. Die Ausgangsfrage der Studie war, ob die Stromanbieter zu Zeiten von hoher Nachfrage absichtlich weniger Strom produzieren, um die Preise in die Höhe zu treiben. Denn solch eine Strategie würde die Preise für den Großhandel erhöhen und damit letztendlich auch den Preis für die Endverbraucher steigern.
Zu viel Macht
Bei der Studie kam heraus, dass die vier großen Stromanbieter in Deutschland, das sind, RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW eine zu große Marktmachtstellung im Land besitzen. Dies bestätigt auch der Chef der Wettbewerbsbehörde, Andreas Mundt. Nach den Studienergebnissen könne ein Missbrauch dieser Stellung, das heißt etwa, dass die Preise absichtlich in die Höhe getrieben werden, nicht ausgeschlossen werden. Konkrete Belege für solch ein Vorgehen der Stromanbieter habe man aber nicht gefunden. Das Bundeskartellamt macht jedoch deutlich, dass ein eindeutiger Nachweis von diesen Vergehen auch nur sehr schwer zu erbringen sei.
Während die Chefin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft Hildegard Müller die fehlenden Beweise für ein Indiz dafür hält, dass es keine Gesetzesverstöße auf dem Strommarkt gibt, sieht der Energieexperte des Bundesverbandes Verbraucherzentrale Holger Krawinkel den Sachverhalt kritisch: Er bezeichnet die Ergebnisse der Studie als „Freispruch dritter Klasse“. Das Missbrauchspotenzial der Stromanbieter sei ja durch die Studie nachgewiesen worden, auch wenn es keine Belege gebe.
Mehr Transparenz
Die Lösung soll nun eine eigene Behörde zur Aufsicht über die Stromanbieter sein: Eine Markttransparenz-Stelle. Das fordert zumindest das Bundeskartellamt. So würden die Stromanbieter abgeschreckt und eine effektive Missbrauchsaufsicht geschaffen. Mithilfe der Markttransparenz-Stelle sollte es dann in Zukunft möglich sein, einen Missbrauch auf den Strom- oder Gasmärkten schnell zu verzeichnen und die erforderlichen Maßnahmen dagegen zu ergreifen.