Berlin, 4. August 2009 – „Die Monopolkommission bestätigt mit ihrem Sondergutachten unsere Einschätzung, dass politisch verlässliche Rahmenbedingungen für den Energiemarkt in Deutschland notwendig sind. Dies ist die Voraussetzung, damit weitere Anreize für Zukunftsinvestitionen im Energiemarkt gesetzt werden. Diese Anreize müssen technologieoffen erfolgen, damit sich der Wettbewerb weiter frei entfalten kann.“ Das erklärte Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), zum heute veröffentlichten Sondergutachten der Monopolkommission.
„Auf dem deutschen Strommarkt herrscht im europäischen Vergleich bereits reger Wettbewerb. Das zeigt sich beispielsweise daran, dass zahlreiche neue Marktteilnehmer derzeit den Kauf von Erzeugungskapazitäten prüfen, die Produktvielfalt weiter zunimmt und die Kunden zunehmend diese Angebote nutzen“, erläuterte Müller. Deutschland hat nach Angaben des BDEW mit rund 1.100 Stromunternehmen eine Vielfalt, die auf dem europäischen Strommarkt ihresgleichen sucht. Das gelte auch für den Erzeugungsmarkt, auf dem rund 450 Unternehmen in Deutschland aktiv seien. Der deutsche Strommarkt sei damit so stark umkämpft wie kein anderer in Europa.
Zunehmend gebe es neue Angebote der Unternehmen, die außerhalb ihrer eigenen Versorgungsgebiete aktiv seien. Dies belege beispielhaft das gestiegene Angebot von neuen Stromprodukten, günstigen Tarifen im Internet oder Ökostromprodukten. „Seit zwei Jahren erleben wir eine neue Welle des Wettbewerbs im Haushaltskundengeschäft. Immer mehr Unternehmen bieten Haushaltskunden überregionale und deutschlandweite Produkte für Strom und zunehmend auch für Gas an“, sagte Müller. Die Kunden nutzten die Angebote der Energieunternehmen. Dies zeige eine aktuelle, repräsentative Umfrage des BDEW. Inzwischen hätten knapp zwei Drittel aller Haushalte beim Strom und gut ein Fünftel beim Gas entweder ein neues Produkt bei ihrem bisherigen Anbieter oder einen anderen Lieferanten gewählt.
Konkret haben 60 Prozent der Privathaushalte seit Beginn der Liberalisierung im Jahr 1998 aktiv einen neuen Stromtarif oder einen neuen Stromversorger gewählt. 41 Prozent haben einen neuen Vertrag mit ihrem alten Lieferanten abgeschlossen. 19 Prozent haben einen neuen Lieferanten gewählt und 40 Prozent der Kunden seien ohne Vertragsveränderung. Insgesamt sind es neun Prozent mehr als noch am Jahresende 2007 mit 51 Prozent. Im Gasmarkt hat sich der Anteil verdoppelt: mittlerweile haben sich 23 Prozent für ein anderes Produkt oder einen neuen Anbieter entschieden. Ende 2007 lag dieser Wert noch bei elf Prozent.
Deutschland schneide im europäischen Vergleich auch bei der Stromerzeugung sehr gut ab: Die Marktkonzentration in Deutschland sei eine der geringsten in Europa. Dies zeige die Sektorenuntersuchung der Europäischen Kommission. Danach kommt der größte Stromerzeuger in Deutschland auf einen Marktanteil von 28 Prozent. Eine niedrigere Marktkonzentration als in Deutschland gemessen am Marktanteil des größten Unternehmens – hat die Kommission nur für die Niederlande mit 27 und für Großbritannien mit 20 Prozent ermittelt. Den größten Marktanteil eines einzelnen Erzeugers hat die Europäische Kommission in Belgien festgestellt. Der größte Stromproduzent kommt dort auf einen Marktanteil von 82 Prozent, in Frankreich sind es 75 Prozent.